(2) Die Fahrweise der Russen
Gleich mal vorne weg: wer in Samara Auto fahren möchte, darf keinesfalls ängstlich sein, denn dann ist es besser gleich das Auto stehen zu lassen. Wer zögerlich fährt, hat auch verloren. Nur wer sich durchsetzen kann, kommt auch ans Ziel!
Die ersten zwei Tage habe ich erstmal Alex fahren lassen und den Straßenverkehr beobachtet. Das war schon als Beifahrer spannend genug. Aber nur wer selbst fährt, weiß Bescheid. Es ist einfach unglaublich und fast unbeschreiblich! Die Russen fahren nach dem Motto: Es geht immer noch etwas.
An einem ganz normalen Werktag auf einer Kreuzung... |
Außerdem sollte man wissen, auf welcher Spur man sich einordnet. Ist die Straße dreispurig und man will gerade aus, dann immer auf der mittleren Spur bleiben. Wer es gerne etwas riskanter möchte, kann natürlich auch von Spur zu Spur wechseln, je nachdem wo sich eine Lücke auftut (s. oben) und je nachdem wie groß das Auto ist!
Möchte man rechts abbiegen, dann bitte, wenn möglich, auf der rechten Spur einordnen. Das ist aber nicht so einfach, weil die rechte Spur oft als Standstreifen, bzw als "Parkspur" verwendet wird. Stellt euch mal vor, ich stelle mein Auto am Berliner Ring auf dem rechten Fahrbahnstreifen ab, gehe dann zur Arbeit und komme abends wieder. Und dieses "Parken" ist absolut üblich. Falls rechts nichts mehr frei ist, kann man es vielleicht auch noch links versuchen.
Links abbiegen ist wirklich nicht einfach, denn so etwas wie einen Grünpfeil für die Linksabbieger, gerade auf extrem befahrenen Straßen, habe ich noch nicht entdeckt. Das wiederum bedeutet, dass man bei grün in die Kreuzung einfährt so weit es geht, dann tastet man sich ein Stück weiter vor, denn da war ja gerade eine Lücke, dann noch ein Stück, so dass der Gegenverkehr jetzt bereits ausweichen muss, und dann kommt da wieder eine Lücke... jaaaa diese Lücke muss ich nutzen, denn mein Hintermann hupt mich bereits an. Also, Augen zu und über die Kreuzung. (Das mit "Augen zu" ist allerdings nur bildlich gemeint!)
Das klingt jetzt vielleicht nicht so schlimm, aber man muss noch dazu sagen, dass auf den Hauptverkehrsstraßen ja auch noch die Straßenbahnen fahren. Und zwar grundsätzlich in der Mitte der Straße, sozusagen als Trennung zwischen den Fahrbahnen fungierend. Und sie halten auch in der Mitte der Straße und die Fahrgäste strömen aus der Bahn auf die Fahrbahn, denn einen Bahnsteig gibt es nicht. Man wartet in der Mitte der Straße auf die Straßenbahn, also neben den Gleisen und zwischen den Fahrbahnen. Und noch etwas, die Weichen für die Straßenbahn werden von Hand umgestellt. Das bedeutet, dass die Straßenbahnfahrerinnen (meist sind es Frauen!) vor einer Kreuzung anhalten, aussteigen, einen Metallstab in die Weiche stecken und sie so umstellen. Auf den Gleisen zu fahren ist übrigens auch nichts Ungewöhnliches. Und es ist auch kein Problem, der Straßenbahn die Vorfahrt zu nehmen. Dann muss halt das öffentliche Verkehrsmittel warten, Hauptsache ich bin über die Kreuzung. Die Aussage "Fahren wie auf Schienen" gewinnt hier eine ganz neue Bedeutung :-)
Dann sind da noch die Zebrastreifen, die es recht häufig gibt und die man nicht übersehen darf. Zum einen, weil die Leute die Zebrastreifen überqueren ohne auf den Verkehr zu achten. Man geht über die Straße ohne groß auf den Verkehr zu achten und ohne sein Schritttempo zu verlangsamen - oft aber muss man es erhöhen. Wie oft habe ich schon ältere Menschen gesehen, die im Laufschritt über den Zebrastreifen mussten, weil ein Auto nahte, das keine Anstalten machte, sein Tempo zu drosseln. Also das Überqueren einer sechsspurigen Fahrbahn kann durchaus abenteuerlich sein, sowohl für den Fußgänger als auch für den Autofahrer. Es gibt auch kaum Fußgängerampeln (oder Unterführungen oder Brücken), so dass man als Fußgänger wohl gezwungen ist, sich in den Verkehr zu werfen, wenn man nicht für immer auf einer Seite stehen bleiben will.
Zebrastreifen sollte man aber auch deshalb beachten, weil hier die Regelung mit dem Parken (s. oben) nicht greift. Man darf zwar anscheinend fast überall ungestraft rechts parken, aber nicht vor einem Zebrastreifen, denn sonst wird man abgeschleppt. Tja, da sind sie wieder sehr streng, die Russen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass eigentlich alles möglich ist, dass man sich selbst seine Regeln schafft und das Wort Rücksicht existiert im Straßenverkehr definitiv nicht.
Und abgesehen von Autos, Straßenbahnen und Fußgängern, gibt es dann noch den Zustand der Straßen. Es gibt gute Straßen und es gibt schlechte Straßen. Letztere überwiegen. (Habt ihr euch bestimmt schon gedacht, gell?) Schlaglöcher sind keine Seltenheit, viele sind tief, aber klein; einige aber so groß, dass man ausweichen sollte, wenn man keinen Achsenschaden am Auto haben möchte. (Das wird bestimmt lustig im Winter, wenn man die Schlaglöcher nicht mehr sieht.) Manchmal stehen auch mitten auf der Fahrbahn rote Plastikgebilde, die vor einem Schlagloch warnen. Wahrscheinlich gibt es nur nicht genug von den Dingern. Straßenbahnschienen zu überqueren ist auch kein Spaß, denn die ragen bis zu 10cm aus dem Asphalt heraus. Die Kinder wissen mittlerweile schon Bescheid und halten sich gut fest bei dieser holprigen Fahrt.
Über die Fahrweise der Russen ließe sich noch viel erzählen, ich habe mich in den letzten drei Wochen über viele Sachen gewundert, wie z.B. direkt vor der Ampel parken, links überholen, um dann vor mir rechts abzubiegen (das geht übrigens auch anders herum), abrupt rechts ran fahren und anhalten, um zu telefonieren... ich könnte euch noch einiges erzählen, denn seit dem dritten Tag fahre ich selbst Auto in dieser Stadt.
Klasse! Wie in Shanghai. Nur ohne die fliegenden Strassen- und Essensverkaeufer und ohne die Pulks von Fahrradfahrern!
AntwortenLöschenSehr geehrte Frau Pauser,
AntwortenLöschenes geht um Ihren Mover in Erlasee. Bitte setzen Sie sich mit uns in Kontakt unter der E-Mail-Adresse: stock@raising-power.com - vielen herzlichen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Raising Power GmbH