Sonntag, 12. Oktober 2014

Die endgültige Wohnung (geschrieben von Julika)

Endlich fanden wir eine endgültige Wohnung ("und zwar die mit dem Globus", Zitat Kilian). Sie ist schön, aber leider war so viel altes und zerbrechliches Zeug drin. Dieses unnütze Zeug haben wir rausnehmen lassen, bis auf ein paar kleine Sachen. Aber jeder übersieht das. 

Dann haben wir auch die Couch in Kilians Zimmer rausnehmen lassen. Dafür hat er ein Hochbett gekriegt. An dem Hochbett sind ganz viele Aufkleber dran und unten sind Planeten- und Sternenaufkleber, die in der Nacht leuchten können. Unten im Bett sind Schubladen und es gibt eine Leiter, leider keine Rutsche oder Seil. Aber wir sind damit zufrieden. Laurenz ist die Leiter alleine hoch, aber dann hat Kilian uns schnell gerufen. 


Die Leuchtplaneten
In meinem Zimmer ist ein CD-Player und ein Fernseher. Nur leider wissen wir nicht, wie er funktioniert. Ich habe einen Schreibtisch und zu dem Schreibtisch geht es eine kleine Stufe hoch und davor ist ein blauer Vorhang. Ich habe Raffrollos und Mama wusste am Anfang nicht wie sie funktionieren, aber ich wusste es. Und es gibt einen schönen, großen Spiegelschrank und einen Kuschelsessel. 


Das ist mein Zimmer





Im Bad gibt es eine Badewanne, die man auch als Dusche benutzen kann. Und es gibt eine kleine, schräge Seite, an der Kili und ich immer runter rutschen. Das ist für uns wie eine Wasserrutsche. Im Arbeitszimmer hängt ein Bild von Moskau, in der der Kreml eingeschnitzt ist. 

Und im Arbeitszimmer gibt es eine kleine, gut versteckte Schublade, in der zwei Goldringe sind und zwei silberne Flaschenöffner. 

Die endgültige Wohnung (geschrieben von Kilian)

Wir sind schon in der endgültigen Wohnung. Sie ist schön. In der Küche gibt es Stühle, die so knarzen wie Chewbacca. 
Und ich habe ein schönes Hochbett, in dem Laurenz und ich drin schlafen. Es sieht aus wie ein Piratenschiff. Oben ist ein Steuerrad, das man drehen kann und es hat zwei Bullaugen. 

mein neues Hochbett












Ich habe einen großen Schrank mit vier Schubladen und einen großen Schreibtisch mit einem Globus und einem Drucker. Aber leider muss ich ihn gegen den Schreibtisch im Arbeitszimmer tauschen. 

Draußen im Hof haben wir ganz viele Legoteile gefunden, die wir mitgenommen haben und bald mit ihnen bauen werden. 

Die erste vorläufige Wohnung war nicht schön. In der zweiten vorläufigen Wohnung haben wir leider meinen Fischi verloren, der ein Hotwheel ist und kein echter Fisch. 

Wir haben viele Spiegel in der endgültigen Wohnung. Ein paar sind im Flur und ein paar in den Zimmern. Und ich baue immer Flugzeuge oder coole Raumschiffe aus Lego. 






Der Herbst ist gekommen

Auch hier in Samara wird es allmählich Herbst.


Bis vor kurzem hatten wir noch strahlend schönes Spätsommerwetter, teilweise mit Temperaturen um die 20 - 25 Grad. Das war sehr angenehm und wir haben die Sonne sehr genossen, denn der Sommer in Deutschland war ja nun nicht wirklich toll gewesen.



Aber seit ca. 2 Wochen merkt man, wie  die Temperaturen deutlich sinken und die Tage kürzer werden. Früh ist es bereits ziemlich kalt und wir ziehen uns alle im Zwiebellook an. Kilian hat zwei Strickjacken übereinander an, die Kinder gehen nicht mehr ohne Schal und Mütze außer Haus, denn sonst lassen die Erzieherinnen in der Vorschule Kilian nicht in den Garten. Das ist auch eine Eigenart der Russen: im August liefen alle Kinder noch in Sommerkleidung herum, ab September hatten alle Kinder die Wollmützen auf - ganz egal, welche Temperatur es draußen hatte, also auch bei +20 Grad. Und jetzt im Oktober haben alle Kinder bereits die Schneeanzüge an, komplementiert mit Strickschal, Mütze und Handschuhen.



Neulich bin ich mit Laurenz auf dem Arm von der Vorschule zum Auto gelaufen, eine Strecke von vielleicht 20 Metern. Laurenz hatte eine Mütze auf und eine Jacke an, die aber nicht geschlossen war. An der Straßenecke sprach mich eine Frau an und zupfte an Laurenz Jacke herum, offensichtlich besorgt um das Wohl des armen Kindes mit solch einer Rabenmutter.


Blick aus unserer Wohnung auf die Wolga


Zwiebellook ist zwar praktisch, aber wir hoffen dennoch, dass der Container mit unserer Kleidung bald kommt.  EIGENTLICH sollte er schon da sein. Ja, eigentlich...  Alex hatte die Rückmeldung von der Spedition, dass unsere Sachen gemeinsam mit denen der Kollegen unterwegs seien. Aber als der LKW dann entladen wurde, stellten sie fest, dass gar kein Platz für unsere Sachen war und sie deshalb nicht dabei waren. Richtig! Sie stellten es fest, als der Container schon hier war! Grrrrrr!

"Dear Mr. Pauser,



Unfortunately when the truck arrived to warehouse it turned out that there is no enough space for the shipment. We need to wait for the next truck from Germany to Russia.

I will let you know once we have new dates of arrival."




Letzter Stand der Dinge war folgender: 


"Es freut mich Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir Ihr Umzugsgut am Donnerstag den 09. Oktober bei uns am Lager in den LKW nach Russland verladen werden.


Nach erfolgter Exportverzollung am Freitag dem 10. Oktober soll der LKW noch vor dem Wochenende seine Reise nach Moskau antreten.
Der LKW wird dann ungefähr Ende der Kalenderwoche 42 in Moskau eintreffen und die Verzollung dort ist für den 20./21.10.2014 geplant.
Anschließend wird der Weitertransport nach Samara eingeplant und wir werden alles daran setzen das Ihr Umzugsgut wie von Ihnen gewünscht am Donnerstag, den 23.10.2014 zugestellt wird."

Nun ja, es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn der Umzug auf Anhieb geklappt hätte. 

Herbststimmung an der Wolga
Gestern Nacht hat es geregnet und heute morgen lag dicker Nebel über der Stadt, so dass wir von unserm Fenster aus nicht mal die Wolga erkennen konnten. Ich hoffe, dass der richtige Temperatursturz erst passiert, wenn wir unsere Kleidung haben. Brrrrrr!

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Julikas (zweiter) erster Schultag

Julikas (zweiter) erster Schultag













Gleich nach dem ersten Wochenende nach unserer Ankunft holte uns der Alltag ein. Am ersten September begann für Julika die Schule, für Kilian die Vorschule und für Alex die Arbeit.

Erstklassfeier auf dem Schulhof
Kilian sollte um 08.15h in der Vorschule sein, Julikas Einschulungsfeier begann um 08.45h am Hauptgebäude des Gymnasiums #3. (Die Vorschule ist ein „Ableger“ dieses Gymnasiums und befindet sich in einer anderen Straße.) Gemeinsam gaben wir Kilian in der Vorschule ab, wo wir ihn dann alleine lassen mussten. Alex machte sich auf den Weg zur Arbeit und Julika, Laurenz und ich gingen zur Schule. Dort fand auf dem Pausenhof eine große Feier statt mit Gesang, Tanz und Reden. Julika stand etwas verloren zwischen all den russischen Kindern, hat aber immer tapfer gelächelt, wenn sie mich sah.


Julika auf dem Pausenhof mit ihrer Klassenlehrerin



Etwas verloren zwischen all den russischen Kindern. 


Nach dem offiziellen Teil gingen alle Grundschüler mit ihren Eltern in das Vorschulgebäude, in dem sich auch die ersten Klassen befinden. Dort durften die Erstklässler in den Klassenzimmern Platz nehmen, bekamen ihre Bücher und hatten auch schon ein paar Minuten Unterricht. Damit war der offizielle Teil bereits beendet und für Julika war Schluss. Ein aufregender Tag für sie! 

Im Schulgebäude


Im Klassenzimmer


Am Nachmittag an der Wolga
Am Nachmittag gab es für alle Erstklässler noch eine hochoffizielle Feier an der Wolga, an der auch der Gouverneur der Region Samara teilnahm und allen Schüler ein kleines Geschenk überreichte. Auch hier gab es wieder Gesang, Tanz und Reden. Der erste September ist ein wirklich wichtiger Tag in Russland.






Julikas neuer Freund, Maxim
Spektakel, Spektakel...

Julikas Klasse 1B (sprich "1 Wä", dritter Buchstabe im kyrillischen Alphabet) 



Für Kilian allerdings auch, denn er war ja ganz alleine geblieben und musste sich irgendwie durchschlagen. Die folgenden zwei Wochen waren für ihn dann auch sehr hart, denn er verstand kein Wort Russisch und blockte sofort ab, wenn die Erzieherinnen ihn auch nur irgendwie ansprachen. Es war auch für mich sehr schwer früh am Morgen einen weinenden Kilian zurückzulassen.

Von Seiten der Schule haben wir nur wenig Unterstützung erfahren. Die Erzieherinnen und Lehrerinnen sind zwar alle sehr nett, aber eine Verständigung zwischen uns war und ist eigentlich nicht möglich, da wir kein Russisch und sie kein Englisch, geschweige denn Deutsch können. So erhielt Julika in den ersten Wochen regelmäßig Französischunterricht, obwohl wir dreimal explizit erklärt hatten, dass wir das nicht möchten und statt dessen lieber Russischunterricht hätten, damit die Kinder sich möglichst schnell einleben könnten.

Es gab auch noch so einige andere Startschwierigkeiten, wie z.B. Julikas Stundenplan. Am Anfang wurde uns erklärt, dass der Stundenplan noch nicht stehe und es deshalb für jeden Tag einen neuen gäbe. Das heisst, dass jeden Tag, wenn ich Julika von der Schule abholte, ein neuer Stundenplan am schwarzen Brett hing. Und ob der dann für den Folgetag tatsächlich zutreffen würde, war ungewiss. Das bedeutete auch für mich, dass ich erstmal nicht unterrichten würde, weil einfach keine Stunden dafür eingerechnet waren. (Ich muss dazu sagen, dass ich im Juli eine E-Mail der Direktorin erhielt, mit der Anfrage, den deutschen Kindern Deutschunterricht zu erteilen.) Nach zwei Wochen wurde uns gesagt, dass der Stundenplan jetzt fix sei und wann ich mir vorstellen könne zu unterrichten. Ich sagte der Direktorin, dass ich Julika (meine einzige Schülerin in Klasse 2) gerne 4 Stunden pro Woche unterrichten möchte. Darauf hin tat sich eine ganze Zeit lang nichts und jetzt, in der 5. Schulwoche, hat Julika endlich einen Stundenplan. Aber ich bin mir sicher, dass der bestimmt nochmal geändert wird. ;-) Vom Deutschunterricht ist seit dieser Zeit keine Rede mehr und deshalb unterrichte ich Julika nachmittags zu Hause.
Die ersten Wochen waren auf alle Fälle sehr spannend für uns alle. Da ich eigentlich nie wusste, was Julika am nächsten Tag für Fächer hat, habe ich ihr einfach immer alle Bücher eingepackt. Ab und zu Sportkleidung und manchmal den Malkasten. Glücklicherweise hat Julika einen Jungen in ihrer Klasse, der zweisprachig aufwächst – deutsch und russisch. Er hilft Julika während des Unterrichts und somit ist es für sie schon etwas einfacher. In Kilians Vorschule sind noch zwei weitere „BOSCH-Kinder“,die Deutsch und Russisch sprechen, und Kilian geht inzwischen relativ gerne dorthin, wenn auch nicht mit Begeisterung.

Aber es wird sicher besser mit der Zeit. Mittlerweile kommen die Kinder von der Schule nach Hause und erzählen mir ganz stolz, welche russischen Wörter sie gelernt haben. Bald werden sie besser sprechen als Alex und ich, denn wir haben bis dato leider auch noch keinen Unterricht.  




Weitere Eindrücke von Julikas (zweitem) ersten Schultag: 






Kilian im Baum