Mittwoch, 17. September 2014

Über die Wohnung und die Fahrweise der Russen (2)

(2) Die Fahrweise der Russen


Gleich mal vorne weg: wer in Samara Auto fahren möchte, darf keinesfalls ängstlich sein, denn dann ist es besser gleich das Auto stehen zu lassen. Wer zögerlich fährt, hat auch verloren. Nur wer sich durchsetzen kann, kommt auch ans Ziel!

Die ersten zwei Tage habe ich erstmal Alex fahren lassen und den Straßenverkehr beobachtet. Das war schon als Beifahrer spannend genug. Aber nur wer selbst fährt, weiß Bescheid. Es ist einfach unglaublich und fast unbeschreiblich! Die Russen fahren nach dem Motto: Es geht immer noch etwas. 
An einem ganz normalen Werktag auf einer Kreuzung...
Hier einige Beispiele: Die wichtigen Straßen in der Stadt sind meist zweispurig, öfters auch dreispurig. Das heißt aber nicht, dass man nicht zusätzlich (mindestens) noch eine Spur eröffnen könnte. Wo sich auch nur die kleinste Lücke auftut, wird diese genutzt um den vermeintlichen Vorsprung auszunutzen. Also, bloß keinen zu großen Abstand halten. 
Außerdem sollte man wissen, auf welcher Spur man sich einordnet. Ist die Straße dreispurig und man will gerade aus, dann immer auf der mittleren Spur bleiben. Wer es gerne etwas riskanter möchte, kann natürlich auch von Spur zu Spur wechseln, je nachdem wo sich eine Lücke auftut (s. oben) und je nachdem wie groß das Auto ist!
Möchte man rechts abbiegen, dann bitte, wenn möglich, auf der rechten Spur einordnen. Das ist aber nicht so einfach, weil die rechte Spur oft als Standstreifen, bzw als "Parkspur" verwendet wird. Stellt euch mal vor, ich stelle mein Auto am Berliner Ring auf dem rechten Fahrbahnstreifen ab, gehe dann zur Arbeit und komme abends wieder. Und dieses "Parken" ist absolut üblich. Falls rechts nichts mehr frei ist, kann man es vielleicht auch noch links versuchen. 
Links abbiegen ist wirklich nicht einfach, denn so etwas wie einen Grünpfeil für die Linksabbieger, gerade auf extrem befahrenen Straßen, habe ich noch nicht entdeckt. Das wiederum bedeutet, dass man bei grün in die Kreuzung einfährt so weit es geht, dann tastet man sich ein Stück weiter vor, denn da war ja gerade eine Lücke, dann noch ein Stück, so dass der Gegenverkehr jetzt bereits ausweichen muss, und dann kommt da wieder eine Lücke... jaaaa diese Lücke muss ich nutzen, denn mein Hintermann hupt mich bereits an. Also, Augen zu und über die Kreuzung. (Das mit "Augen zu" ist allerdings nur bildlich gemeint!) 
Das klingt jetzt vielleicht nicht so schlimm, aber man muss noch dazu sagen, dass auf den Hauptverkehrsstraßen ja auch noch die Straßenbahnen fahren. Und zwar grundsätzlich in der Mitte der Straße, sozusagen als Trennung zwischen den Fahrbahnen fungierend. Und sie halten auch in der Mitte der Straße und die Fahrgäste strömen aus der Bahn auf die Fahrbahn, denn einen Bahnsteig gibt es nicht. Man wartet in der Mitte der Straße auf die Straßenbahn, also neben den Gleisen und zwischen den Fahrbahnen. Und noch etwas, die Weichen für die Straßenbahn werden von Hand umgestellt. Das bedeutet, dass die Straßenbahnfahrerinnen (meist sind es Frauen!) vor einer Kreuzung anhalten, aussteigen, einen Metallstab in die Weiche stecken und sie so umstellen. Auf den Gleisen zu fahren ist übrigens auch nichts Ungewöhnliches. Und es ist auch kein Problem, der Straßenbahn die Vorfahrt zu nehmen. Dann muss halt das öffentliche Verkehrsmittel warten, Hauptsache ich bin über die Kreuzung. Die Aussage "Fahren wie auf Schienen" gewinnt hier eine ganz neue Bedeutung :-)






Dann sind da noch die Zebrastreifen, die es recht häufig gibt und die man nicht übersehen darf. Zum einen, weil die Leute die Zebrastreifen überqueren ohne auf den Verkehr zu achten. Man geht über die Straße ohne groß auf den Verkehr zu achten und ohne sein Schritttempo zu verlangsamen - oft aber muss man es erhöhen. Wie oft habe ich schon ältere Menschen gesehen, die im Laufschritt über den Zebrastreifen mussten, weil ein Auto nahte, das keine Anstalten machte, sein Tempo zu drosseln. Also das Überqueren einer sechsspurigen Fahrbahn kann durchaus abenteuerlich sein, sowohl für den Fußgänger als auch für den Autofahrer. Es gibt auch kaum Fußgängerampeln (oder Unterführungen oder Brücken), so dass man als Fußgänger wohl gezwungen ist, sich in den Verkehr zu werfen, wenn man nicht für immer auf einer Seite stehen bleiben will. 
Zebrastreifen sollte man aber auch deshalb beachten, weil hier die Regelung mit dem Parken (s. oben) nicht greift. Man darf zwar anscheinend fast überall ungestraft rechts parken, aber nicht vor einem Zebrastreifen, denn sonst wird man abgeschleppt. Tja, da sind sie wieder sehr streng, die Russen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass eigentlich alles möglich ist, dass man sich selbst seine Regeln schafft und das Wort Rücksicht existiert im Straßenverkehr definitiv nicht. 
Und abgesehen von Autos, Straßenbahnen und Fußgängern, gibt es dann noch den Zustand der Straßen. Es gibt gute Straßen und es gibt schlechte Straßen. Letztere überwiegen. (Habt ihr euch bestimmt schon gedacht, gell?) Schlaglöcher sind keine Seltenheit, viele sind tief, aber klein; einige aber so groß, dass man ausweichen sollte, wenn man keinen Achsenschaden am Auto haben möchte. (Das wird bestimmt lustig im Winter, wenn man die Schlaglöcher nicht mehr sieht.) Manchmal stehen auch mitten auf der Fahrbahn rote Plastikgebilde, die vor einem Schlagloch warnen. Wahrscheinlich gibt es nur nicht genug von den Dingern. Straßenbahnschienen zu überqueren ist auch kein Spaß, denn die ragen bis zu 10cm aus dem Asphalt heraus. Die Kinder wissen mittlerweile schon Bescheid und halten sich gut fest bei dieser holprigen Fahrt.




Über die Fahrweise der Russen ließe sich noch viel erzählen, ich habe mich in den letzten drei Wochen über viele Sachen gewundert, wie z.B. direkt vor der Ampel parken, links überholen, um dann vor mir rechts abzubiegen (das geht übrigens auch anders herum), abrupt rechts ran fahren und anhalten, um zu telefonieren... ich könnte euch noch einiges erzählen, denn seit dem dritten Tag fahre ich selbst Auto in dieser Stadt.  


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Blick in den Rückspiegel!

Sonntag, 14. September 2014

Über die Wohnung und die Fahrweise der Russen (1)


(1) Unsere Übergangswohnung



Als wir dann am nächsten Tag aufwachten und die Wohnung näher in Betracht nahmen, mussten wir feststellen, dass sie eigentlich gar nicht sooo gut war.


Die gemütliche Sitzecke
Unser gesamtes Geschirr

Die Schlafsofas

Blick in die Wohnung




In der Nacht zuvor waren wir einfach glücklich nach der langen Reise ein Dach über dem Kopf zu haben und in einem Bett zu schlafen. Doch halt, da war schon der erste Fehler. Richtige Betten gab es nämlich nicht in der Wohnung, sondern nur Schlafsofas. Da gibt es natürlich auch gute, aber dazu gehörten nicht unsere. Die waren dann doch schon älter und durchgelegen und eine von den beiden roch etwas seltsam. Dann mussten wir auch feststellen, dass es in der ganzen Wohnung nur 5 (in Worten: fünf) Teller gab, kein einziges Messer, nur zwei Töpfe und eine Pfanne. Dafür gab es aus einem mir nicht ersichtlichen Grund ungefähr sieben Topfdeckel. Als ich das Fenster zum Lüften öffnen wollte, bemerkte ich, dass der Griff in der Mitte abgebrochen war. Das Fenster ließ sich trotzdem öffnen, dafür aber nie mehr ganz schließen. Irgendwann stellte ich dann fest, dass alle Fenstergriffe in der Mitte abgebrochen waren. Den Grund dafür habe ich bis heute noch nicht heraus gefunden. Die Liste mit den Mängeln ließe sich noch lange fortsetzen (z.B. kein Schrank in der Wohnung und nur ein Tisch, der Esstisch, dessen Tischplatte kippte, als ich Laurenz' Stuhl daran festschrauben wollte, die Waschmaschine, die nur bei einer bestimmten Einstellung gewaschen hat, der Eingang zum Haus, das Treppenhaus, etc...) aber die Wohnung hatte auch einen großen Pluspunkt: die Lage.


An der Wolga
Direkt gegenüber, in nur 20-30 Metern Entfernung befindet sich die Wolga und eine sehr gepflegte Uferpromenade. Die haben wir auch öfters genutzt, schon alleine wegen der Kinder, die gleich bei unserem ersten Besuch bis zu den Knien in die Fluten gesprungen sind und im Sand herumgematscht haben. Das hat Spaß gemacht. Zusätzlich gibt es ca. alle 100 Meter einen Spielplatz, mal in besserem, mal in schlechterem Zustand, aber das ist den Kindern egal. Zum Toben war es allemal gut. Auch Laurenz ist mittlerweile ein begeisterter Spielplatzgänger, der es liebt zu rutschen und zu wippen. Alles, was sich irgendwie bewegt, fasziniert ihn. Seine Geschwister zerren ihn auch überall mit hin und ich denke, wir sind bereits in den ersten Tagen aufgefallen, denn eine russische Mutter würde ihren Kindern so etwas nicht erlauben.





An der Wolga



Alex ist im Laufe des ersten Tages unser Leihauto abholen gegangen, während die Kinder und ich versucht haben, es uns etwas gemütlich zu machen. Da wir ja die Koffer nicht auspacken konnten, war diese Arbeit schnell erledigt, und so saßen wir denn vor dem Fernseher und haben sinnloser Weise irgendeinen russischen Kinderkanal geschaut, von dem wir natürlich kein einziges Wort verstanden haben. Die Kinder fanden es trotzdem lustig - das funktioniert sprachenübergreifend. 

Als Alex dann mit dem Leihauto (ein weißer Renault Fluence) zurück kam, sind wir zum Einkaufen gefahren um die nötigsten Dinge für die nächsten Tage zu besorgen. Einkaufen in fremden Ländern ist immer spannend und auf der Suche nach einem Supermarkt konnten wir schon etwas von Samara sehen und die Umgebung erkunden. 
Beim Einkaufen der Schuluniform
Die ersten Tagen gingen dann auch relativ schnell vorbei, sie waren angefüllt mit: Termin an Julikas und Kilians zukünftiger Schule, Einkauf, Stadt kennen lernen, Schuluniform kaufen, den Ort finden, an dem die Schuluniform verkauft wird, die Straßen und die Fahrweise der Russen kennen und akzeptieren lernen und vielen, kleinen und großen Dingen mehr. Es war sehr spannend, denn bereits nach dem Wochenende sollte Julikas und Kilians erster (Vor-)Schultag sein. 


Sonntag, 7. September 2014

Was gibt's Neues?

Jetzt sind wir bereit seit 10 Tagen in Samara und es hat sich viel getan. Vielleicht gehen wir ein paar Tage zurück und ich beginne mit unserer Abreise aus Deutschland. 

Mit Kind und Kegel unterwegs zum Flughafen
Mittwoch, 27. August, sind wir ganz früh, schon um 05.30 h Richtung Flughafen Franz-Josef Strauß in München aufgebrochen. Dankenswerterweise hat sich mein Bruder angeboten, uns zu fahren und glücklicherweise hat er einen Bus, denn sonst hätten wir unser Gepäck gar nicht in ein Auto gebracht. Wir hatten nämlich für jeden von uns ein Gepäckstück von 20 kg, außer für Laurenz, der durfte nur 10 kg mitnehmen. Hinzu kam für jeden von uns ein Handgepäckstück von (mind.) 7 kg, außer für Laurenz, der durfte kein Handgepäck mitnehmen. Somit sind wir schon bei neun Gepäckstücken. Zusätzlich hatte ich für die Kinder noch kleine Rucksäcke gepackt mir etwas Proviant und einem Satz Wechselkleidung für den Notfall; außerdem noch der Wickelrucksack, ein Rucksack mit Lehrbüchern, eine große Handtasche (mit allem möglichen darin) und Alex und ich hatten je noch eine Laptop-Tasche dabei. So, hat jetzt jemand mitgezählt, wie viele Gepäckstücke das sind? Ach, und ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass wir noch den Kinderwagen und die Kindersitze dabei hatten. Es war eindeutig zu viel und wir hatten große Bedenken, wir unbesehen durch die Abfertigung zu kommen. 
Der Großteil unseres Gepäcks
Aber wir hatten Glück. Am Check-in in München hatten wir eine freundliche Angestellte von Siberian-Airlines, die irgendwann mit ihrer Kollegin Spanisch gesprochen hat. Also, habe ich gleich mal auf Spanisch zurückgeschwätzt und schon waren wir im schönsten Gespräch: 4 Jahre Russland, 3 Kinder, bla, bla, bla... ja, klar Südamerika wäre natürlich viiiieeeel besser gewesen,  aber Ehemann bei Bosch, bla, bla, bla... Nein, die Russen können kein Spanisch, nein, wir können noch kein Russisch, bla, bla, bla... 
Und dann hat sich herausgestellt, dass uns die freundliche Dame auch noch am Gate abfertigen wird. Und das war unser Glück, denn allein die Sicherheitskontrolle hat uns ungefähr eine halbe Stunde Zeit gekostet. 
Müde, aber endlich im Flieger...
Wir mussten tatsächlich ALLES übers Band und durchleuchten lassen. Aber nicht einfach irgendwie aufs Band legen, nein, nein, das ging nicht. Die Geldbeutel und Schlüssel in eine Schale, die Laptops in eine andere, die Jacken in die nächste, den Wickelrucksack öffnen und die Fertiggerichte für Laurenz vorzeigen; eine Tasche, die mit Ladegeräten und Kabeln gefüllt war, musste zur Hälfte geleert werden, weil der Bildschirm zu unübersichtlich war und wir wahrscheinlich eine Bombe daraus hätten bauen können, und zu guter Letzt - Alex und ich standen schon im Schweiße - musste ich noch die Windelpakete, die wir als Vorrat unten in die Ablage des Kinderwagens geschnürt hatten, abnehmen und auch als Einzelpakete übers Band laufen lassen. Es hat gedauert! Und natürlich hatte ich die Schere übersehen, die in Julikas Schulranzen war. Naja, die ist in München geblieben. 
Auf der anderen Seite mussten wir dann wieder die Kinder anziehen (die mittlerweile topfit waren und Hunger hatten), die Sachen wieder irgendwie und irgendwo verstauen und dann aber schnell zum Gate, denn eigentlich hatten wir schon Boarding Zeit. Zeit um aufs Klo zu gehen, blieb leider nicht mehr. Dafür war Julika dann die erste, die die Toilette im Flieger benutzt hat. :-)

Kilian fand's "cool". 
Der Rest unseres Gepäcks.
Und mit all diesem Handgepäck ging es dann von München nach Moskau, wo uns der überaus unfreundliche Herr von der Zollabfertigung erstmal hat warten lassen. Ein Blick in den Reisepass, ein Blick zu uns, warten... Ein zweiter Blick in den Reisepass, ein suchender Blick zu Laurenz (der gerade im Kinderwagen geschlafen hat), warten... Das hat sich natürlich fünfmal wiederholt, dann mussten die wichtigen Papiere ausgedruckt und in den Pass eingeklebt werden, und dann mussten wir wieder warten... Irgendwann erschien dann ein Grünpfeil und wir durften endlich russischen Boden betreten. Nur, dass der Kinderwagen nicht durch die Schranke passte. Wenn sich nicht eine andere Dame, die vor den Wartenden auf und ab patroullierte sich unser erbarmt hätte, würden wir wohl immer noch dort stehen. Aber so durften wir gnädigerweise über eine andere Schranke auf russisches Hoheitsgebiet einreisen.  

In Moskau hatten wir drei Stunden Aufenthalt und dann ging es weiter nach Samara, das wir nach ca. 1 1/2 Stunden Flugzeit erreichten. Der Flug war problemlos und wir mussten auch nicht lange auf unsere Gepäck warten. Man muss dazu aber sagen, dass der Flughafen Samara sehr übersichtlich ist - es gibt nur ein Gepäckband und das ist nicht länger als fünf Meter und die Halle um das Gepäckband ist die Ankunftshalle, also eigentlich nur eine große Garage. 
Glücklicherweise hatte Alex schon im Vorfeld zwei Taxis bestellt und unsere sehr netten, russischen Fahrer haben sich köstlich amüsiert als sie die Flut unserer Gepäckstücke sahen. Beide Taxis waren bis oben hin voll - in einem saß Alex mit fast allen Gepäckstücken (Kofferraum und Rücksitzbank waren voll), im anderen saßen die Kinder und ich (auch hier war der Kofferraum voll). 
Und nach einer abenteuerlichen Fahrt von ca. einer Stunde erreichten wir nachts um 23.00 h Samara City und fielen müde in die Betten unserer vorübergehenden Wohnung. 
Und davon gibt es demnächst mehr - über die Wohnung und die Fahrweise der Russen. 
:-)





Dienstag, 2. September 2014

So, Ihr Lieben,

weit gediehen ist unser Blog noch nicht, aber wir hoffen, er funktioniert. Demnächst dann mehr auf diesem Kanal...

Grüße, die Pausers